Mit den Grünen Lesetipps wollen wir Freude an frischen Gedanken wecken. Bei Grün wird erfreulich viel gelesen. Geteilte Gedanken können erfreuliche Kräfte entwickeln. Und natürlich auch Menschen näherbringen, die ihre Buchbegeisterung niederschreiben. Oder auch freundliche Kritik und Entsetzen. Sarah Wagenknecht, Björn Höcke oder Freddy Vogt dürfen auch besprochen werden, aber bitte auf Grüner Wertebasis.

Wir freuen uns auf Vielfalt. Neben Politik-Fachliteratur, freuen wir uns auf Romane, inkl. Krimis, Reise- und selbst Kochbücher passen in diese Spalte, die jeweils zu Monatsbeginn mindestens ein neues Buch vorstellen will. Wir starten nicht zufällig am 1. Advent. Bücher sind beliebtestes Geschenk unter dem Grünen Tannenbaum. Und natürlich fördern wir auch gern den heimischen Buchhandel, der uns immerhin einen Bundestagsabgeordneten geschenkt hat.

Es gibt dreierlei Arten Leser; eine, die ohne Urteile genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die genießend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue. Die Mitglieder dieser Klasse sind nicht zahlreich.“ Goethe

Koordination der Lesetipps: hermann.strahl@gmx.de

Grüne Lesetipps
Peter Köhler

Lesetipp von Renate Kolkmann-Meeth: Das Meer der endlosen Ruhe von Emily St. John Mandel

Wer Lust auf ein außergewöhnliches Buch hat, dem empfehle ich den Roman der kanadischen Autorin Emily St. John Mandel.   Im Jahr 1912 wandert der verstoßene englische Adeliger nach Kanada aus, weil er im britischen Empire zu oft wegen unbequemer Ansichten aufgefallen war. Und da ist die berühmte Autorin O. Llewelly, die im Jahr 2203 ihre letzte Lesereise auf der Erde absolviert. Die dritte Zeitebene dieses Romans ist das Jahr 2401. Jetzt schalten die ersten Buchinteressierten, mit denen ich mich gerne austausche, in der Regel ab: „Ich lese keine Science Fiction“. Aber dieses Buch ist anders. Als Meldungen über eine erneut drohende Pandemie laut werden, will die Buchautorin Olive LLewelly zurück zu ihrer Familie auf den kolonialisierten Mond fliegen. Das gelingt ihr nur, weil ein Zeitreisender sie vor den Gefahren durch die Pandemie warnt. Wird das das Ende der menschlichen Exitenz auf dem blauen Planeten sein? Schon längst ist die

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Grüne Lesetipps
Carsten Hellmann

Grüner Lesetipp von Chris Kreis: Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück

Ich wurde aufmerksam auf das Buch, als es 2023 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand und ich im Klappentext las: „In der DDR geboren, im wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen. Als die Mauer fällt, ist Stine gerade einmal drei Jahre alt. Doch die Familie ist tief verstrickt. In ein System, von dem sie nicht lassen kann und in dem Glauben, das richtige Leben gelebt zu haben. Bestechend klar und kühn erzählt Anne Rabe von einer Generation, deren Herkunft eine Leerstelle ist.“ (Magda Birkmann). Gelesen habe ich es dann, weil ich mir davon versprochen habe, endlich besser zu verstehen, warum ostdeutsche Menschen überproportional nationalistische und autoritäre Parteien wählen. Und weil ich Lesegenuss erhofft habe. Beide Erwartungen haben sich erfüllt. Meine Familie hatte keine Bezüge zur DDR, und ich hatte lange keine Lust, die neuen deutschen Bundesländer kennenzulernen. Als ich dann bei einer Fahrradreise von Berlin nach Stralsund das `DDR-Museum` in Waren an

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Allgemein
Hermann Strahl

Michael Sachers Weihnachtsbuchtipp: Südstern

Der neue Roman von Tim Staffel ist selbst wie ein glitzernder Stern aus der Hauptstadt. Ein Berlin Roman also (welch wunder) – und dann noch in Kreuzberg bei mir (Michael ist Unnas MdB, Anmerkung der Redaktion) umme Ecke (natürlich ist das witzig die Ecken wieder zu erkennen, um die die Protagonist*innen ziehen, aber nicht notwendig für‘s Verstehen und Vergnügen). Es geht um die Liebe in der großen Stadt, aber es geht vor allem um die Menschen und ihre Schicksale, ihren Alltag, ihre Sorgen, Nöte, ihr Glück und ihre Träume. Die ganz unterschiedlichen Geschichten, die sich kreuzen, manchmal kurz berühren oder sich auch gegenseitig fest verwurzeln. Ein Großstadtroman, auf den Straßen unterwegs und in den Wohnungen, in den Kneipen, dem Sushi Lokal und natürlich im Späti; irgendwo zwischen Pflegedienst und Drogenhandel, irgendwo zwischen Rausch und allgemeiner Erschöpfung Vanessa arbeitet in der Kneipe, offiziell; Vanessa arbeitet als Drogenkurierin,  inoffiziell. Sie hat einen

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Grüne Lesetipps
Hermann Strahl

Grüner Lesetipp: Michael Ott „Das fliegende Schiff DO X“

Das Buch ist aus zwei Leidenschaften des Autors – Brasilien und Flugzeugtechnik – entstanden. Es geht um den historisch wahren Flug des seinerzeit größten Flugzeuges Do X von 1930-1932 nach New York mit seiner teils fiktiven Besatzung und Rahmenhandlung. Neben der immer noch faszinierenden Technik spielt auch die Liebe eine wichtige Rolle. Im Kern aber prangert der Autor Rassismus an und zur Verdeutlichung der seinerzeit teils bestehenden menschenverachtenden Mentalität schreckt er auch nicht vor zeitgenössischen rassistischen Zitaten zurück. Dazu schreibt er selbst im Vorwort: „Ein historischer Roman lebt von der Authentizität. Eine Geschichte deren Protagonisten inmitten dieser Zeiten agieren, kommt nicht umhin, auch die rassistisch-ideologische Sprache anklingen zu lassen – auch wenn es heute empört. Aber es erscheint mir wichtiger zu empören, als es aus der Erinnerung zu verlieren.“ Eine Diskussion mit dem Autor aus Unna ist leider nicht mehr möglich, da er kurz nach Fertigstellung des Buches im Herbst

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Hermann Strahl

Grüner Lesetipp: Die Optimistinnen

Klappentext: Die 22-jährige Nour kommt in den siebziger Jahren nach Deutschland, um zu arbeiten. Sie ist eine der vielen Gastarbeiterinnen, sie ist jung, motiviert und optimistisch. Nour kommt aus Istanbul und lebt nun in einem Wohnheim in der Oberpfalz, mit Frauen aus Spanien, Italien, Griechenland, Jugoslawien, Marokko, Tunesien oder der Türkei. Während Nour Minirock trägt, tragen die oberpfälzischen Frauen im Dorf Kopftuch. Die Arbeitsbedingungen in der Fabrik sind fragwürdig, die Entlohnung ist nicht gerecht. Als Nour vom Frauenstreik im Thüringen der zwanziger Jahre erfährt, ist sie inspiriert und stellt sich diesem Land: Gemeinsam mit all ihren Freundinnen wird sie für die Rechte der Arbeiter und vor allem der Arbeiterinnen kämpfen. Mit ihrem Debüt „Die Optimistinnen“ feiert Gün Tank die vielen Frauen, die dieses Land mit aufbauten und veränderten, und die sich doch in der deutschen Geschichte kaum wiederfinden. Starke Frauen, mutige Frauen: unsere Mütter. Unsere Großmütter. Ich habe das Buch geschenkt

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Hermann Strahl

Grüne Lesetipps: Der Gemeine Lumpfisch

Was haben ein Umweltbeauftragter eines Bergbauunternehmens, der sich mit Auslöschungszertifikaten verzockt hat, und eine Intelligenzforscherin gemeinsam? Sie suchen auf einer irrwitzigen Reise die letzten Exemplare einer vermutlich ausgestorbenen Spezies, den gemeinen Lumpfisch. Ned Beauman lässt seine Protagonisten in der nahen Zukunft reisen, über den Wert von Arten und die Freude an gutem Essen philosophieren. Ohne direkte Verurteilung unseres Handelns werden marktwirtschaftliche Instrumente des Artenschutzes konsequent zu Ende gedacht, so dass mir das Lachen manchmal im Halse stecken blieb. Ich empfehle es als vergnügliches spannendes Buch mit hohem Diskussionspotential im Freundeskreis. Mehr Buchkritik unter https://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-der-gemeine-lumpfisch/2199635 Als Podcast unter https://www.ardaudiothek.de/sendung/ned-beauman-der-gemeine-lumpfisch-sci-fi-satire-um-miese-deals-und-tote-tiere/12668165/ Ned Beauman, Der Gemeine Lumpfisch, Roman, Verlag: Liebeskind, München 2023 ISBN: 9783954381586, 350 Seiten, 24€ Gabriele Seitz

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