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Buchtipp: Spätmoderne in der Krise – Was leistet die Gesellschaftstheorie?

Spätmoderne in der Krise – Was leistet die Gesellschaftstheorie?

 

Andreas Reckwitz, Hartmut Rosa

Wer sich für einen analytischen Blick auf das gesellschaftliche Miteinander interessiert findet in dem Buch von Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa zwei soziologische Ansätze, die in einem Zwiegespräch im dritten Teil Differenzen und Gemeinsamkeiten beleuchten. Man muss sich dabei durch einige abstrakte methodische Erörterungen kämpfen, gewinnt dann jedoch ein Verständnis vom prozesshaften Charakter der Moderne.

Andreas Reckwitz beschreibt nach einigen theoretischen Erwägungen die Struktur gesellschaftlicher Spannungen und skizziert 4 Reaktionsweisen in einer Matrix der Polarisierung, die auf zwei wesentlichen Spannungsmuster basieren. Spannungen treten auf zwischen vernunftbasiertem und wertebasiertem Handeln einerseits und zwischen der Logik des Allgemeinen und der des Einzelnen andererseits. Diese verbinden sich dann jeweils zu vier kontroversen Reaktionsweisen. Verbinden sich die Logik des Allgemeinen mit vernunftbasiertem Handeln wird die Wirklichkeit wissenschaftsaffin auf der Grundlage einer formalen Komplexität (1) beschrieben. Fällt die Logik des Allgemeinen mit wertebasiertem Handeln zusammen, wird Komplexität vor allem vor dem Hintergrund kultureller Unterschiedlichkeiten (2) wahrgenommen. In der Verbindung der Logik des Einzelnen mit vernunftbasiertem Handeln entsteht das Motiv, Wirklichkeit technisch zu vereindeutigen (3). Besonders problematisch ist schließlich die vierte Reaktionsweise. Hier verschmelzen die Logik des Einzelnen mit im Wesentlichen wertebasiertem Handeln zu dem Bestreben, eine Situation kultureller Vereindeutigung (4) herzustellen.

Hartmut Rosa entwirft ein Bild der Spätmoderne, die von zunehmender Beschleunigung geprägt ist. Verbunden mit der ebenfalls von ihm diagnostizierten Wachstums- und Konzentrationsdynamik entsteht ein fortschreitender Entfremdungsprozess des Individuums vom gesellschaftlichen Umfeld. Durch unter diesen Umständen abnehmende Resonanzerfahrungen der Menschen schwindet das Vertrauen in eine verlässliche Zukunft. Wie kann sich ein Verhältnis zu dieser Form von Gesellschaft entwickeln, damit das Gefühl der Entfremdung minimiert wird und es dadurch verträglich erscheint? Dazu braucht es braucht es eine besondere Form einer Aufmerksamkeit für Situationen, die nur bedingt planbar sind. Dem Verlust von Resonanzmöglichkeiten im Bereich von Planbarkeit des jeweiligen Daseins, muss eine Steigerung der Resonanzerfahrungen im Umfeld von Unsicherheit, Widersprüchlichkeit und Mehrdeutigkeit gegenübergestellt werden.

Im Abschlussgespräch thematisieren die beiden Autoren nochmal ihr gemeinsames Verständnis eines prozesshaften Subjekt- und Gesellschaftsbegriffs. Einig sind sie sich darüber, dass ökonomische Prozesse viel stärker der gesellschaftlichen Steuerung unterworfen werden sollten. Die Ansatzpunkte für das konkrete politische Handeln könnten als Folge der analytischen Überlegungen des Buches in einer Praxis zu finden sein, die die folgenden vier Aspekte berücksichtigt. Zunächst gilt es Resonanz dort herzustellen, wo sie nicht so einfach zu erreichen ist. Danach wird einer widerstrebenden Dynamik mit Ambiguitätstoleranz zu begegnen sein, bevor die kontroversen Positionen trianguliert werden müssen und schließlich auf dem Hintergrund eines reziproken Reagierens aufeinander Vertrauen aufgebaut werden kann.

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