GRÜNE UNNA

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Fahrradparken – das A und O der Radinfrastruktur

Im folgenden Text schildert Umweltausschussvorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher Björn Merkord Die Situation von Radabstellanlagen und die derzeitige Parksituation in Unna, aus Sicht der Fahrradfahrer.

Wer kennt sie nicht, die leidige Frage nach dem sicheren Platz für den heiß geliebten Drahtesel. Meist steht er irgendwo zwischen, neben, hinter oder vor irgendwelchen anderen Fahrzeugen oder Gegenständen, mehr oder weniger unordentlich abgestellt im Keller, der Garage oder im Schuppen. in Großstädten tragen wir unsere teuren Renner bis ins Wohnzimmer oder auf den Balkon, um sie vor Schaden oder Diebstahl zu bewahren. Die Wenigsten lassen ihr geliebtes Velo über Nacht einfach an der Straßenlaterne stehen….

Nicht ohne Grund, denn wir alle wissen, wie leicht ein Fahrrad den Besitzer wechselt. Dies geschieht häufig, so häufig, dass es kaum noch öffentliche Beachtung findet. Fahrräder werden gestohlen und demoliert, ohne dass davon Notiz genommen würde. In der Fahrradstadt Münster sieht man daher überwiegend alte und vergammelte Leezen, deren Diebstahl zum einen wenig lohnend erscheint und zum anderen als wenig schmerzlich empfunden wird. Der Wert der Fahrradschlösser, mit denen diese Räder gesichert werden, übersteigt nicht selten der Wert des Vehikels. Werden diese Räder gestohlen, lohnt eine Anzeige meist nicht, denn zum einen sind die Räder selten versichert und zum zweiten ist die Aufklärungsquote eher gering, trotz SOKO Speiche. Viele dieser Räder entsprechen nur spärlich der StVZO, sind in einem erbärmlichen Zustand und eine latente Gefahr im Straßenverkehr. Die gestrandeten Niemandsräder verstopfen Gehwege und Radabstellanlagen zu Hunderten, Münsters Stadtverwaltung lässt sie regelmäßig kostspielig entfernen.

Münsters Radverkehrsanteil liegt aktuell bei 43 %, Unna plant den Sprung von 12 % auf 25 % bis 2025. Es lohnt sich daher, die Gegebenheiten zu vergleichen. Unna hat die beschriebenen Probleme noch nicht. Wenn man das Fahrradparken gut und richtig organisiert, kann man sie nachhaltig vermeiden.

Fahrradinfrastruktur ist weit mehr als ein gut ausgebautes und geplantes Radwegenetz. Alle Erfahrungen zeigen, dass es ebenso wichtig ist, den RadfahrerInnen gute Abstellanlagen zu bieten. Davon hat Unna eine vorbildliche Am Bahnhof, die Radstation, welche gut angenommen wird, so gut, dass man im Sommer manchmal vergeblich einen Platz findet. Ansonsten finden sich aber kaum wirklich annehmbare Abstellmöglichkeiten. An den Schulen sind die Abstellflächen meist nicht ausreichend und die Anlagen veraltet. Die Fahrräder können nicht angeschlossen werden und als Ständer fungieren die gefürchteten Felgenkiller. Diebstahl und Vandalismus sind an der Tagesordnung. Ähnlich verhält es sich mit den Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt. Es gibt zu wenige in meist schlechter Qualität. Als Radfahrer hat man den Eindruck, dass nach jedem City-Event oder Neubau Teile der städtischen Abstellanlagen sang- und klanglos verschwinden. So jüngst geschehen auf der Nordseite des Müllerneubaus in Unna, dort fehlt eine Batterie, oder auf parallel verlaufenden Nordring Ecke Bahnhofstraße, dort verstellen Müllbehälter dauerhaft den Gehweg, den vormaligen Radständer sucht man vergebens.

Aber es gibt auch positive, ja vorbildliche Radabstellanlagen. Die edlen Edelstahlständer vor dem neugestalteten Eingang der Stadtsparkasse (Bild oben) fallen ebenso positiv ins Auge wie die Abstellmöglichkeiten vor der Volksbank. Die Bügel erlauben ein sicheres Abstellen und Anschließen ohne Verrenkungen und Bücken.

Solche Bügel sollten der Standard sein, auf den sich Radfahrer in Unna verlassen können. Vom ZIB im Südwesten bis hinter den Bahnhof im Norden sollten links und rechts der Fußgängerzone diese Ständer bei der Neugestaltung der Fußgängerzone so eingeplant und ausgeschildert werden, dass auch ortsfremde Besucher der Innenstadt sie leicht finden und sicher nutzen können. Richtgröße für den Umfang von Radabstellflächen sollte der angestrebte Radverkehrsanteil von 25 % sein, das heißt ein Viertel aller Abstellflächen sollte dem Abstellen von Fahrrädern dienen. Darüber hinaus müssen auch Radabstellflächen für Behinderte eingeplant werden. Diese bleiben mit ihren meist sperrigen, behindertengerechten Rädern bisher völlig unberücksichtigt.

Die Zielabstellanlagen in der Innenstadt sind das eine, ebenso wichtig ist die Schaffung von sicheren Fahrrad-Abstellanlagen vor Wohnhäusern. Diese können bei Neubauten im Rahmen der Baulandoffensive leicht eingeplant und per Satzung beschlossen werden. Für den Bestand gilt, dass auch hier Autoparkplätze zu Radabstellanlagen umgewidmet werden müssen, um den eingangs beschriebenen Effekt der Fahrradvermüllung von Gehwegen und vor Hauseingängen von vornherein zu vermeiden. Nur wenn das Rad ebenso bequem genutzt werden kann wie bisher das Auto, wird sich die Zielmarke des Radverkehrsanteils von 25 % erreichen lassen.

 

Björn Merkord, FahrRad Ausgabe Herbst 2017

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