Richard Wagamese. Karl Blessing Verlag, 288 Seiten, 12€
Wie gut dass es noch Buchhandlungen wie diese in unserer Stadt direkt am Marktplatz gibt, in der die Lesehungrige lange ratlos stöbern kann, bis eine freundliche Buchhändlerin beherzt einen passenden Seelenschmaus empfiehlt.
Und diese Empfehlung möchte ich gerne weitergeben, denn dieses Buch ist ein echter Schatz: „ Das weite Herz des Landes“ von Richard Wagamese.
Der Autor gehört zu den bedeutendsten indigenen Schriftstellern Kannadas und ist vielfach ausgezeichnet worden. Nachdem ich sein Buch gelesen hatte, empfand ich eine Art Scham, dass ich bisher noch nichts von von diesem Autor gehört hatte. Eine authentische indigene Stimme, vom Stamm der Ojibwe (Chippewa), der erst als erwachsener Mann in Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie kam, weil er in Pflegefamilien aufwuchs und seine indigenen Wurzeln unterdrückt wurden. So trägt denn dieser Roman auch autobiografische Wurzeln. Er beschreibt eine Vater-Sohn Geschichte und deren gemeinsame Reise in die endlose Wildnis Kannadas. Der sechzehnjährige Frank, der bei einem Ziehvater auf einer endlegenen Farm groß geworden ist, erfährt auf diesem Ritt von seiner Ursprungsfamilie. Seine Mutter hat er nie kennengelernt, seinen Vater nur sporadisch gesehen. Früh hat er gelernt in der Wildnis zurechtzukommen, zu jagen und zu fischen Seinen ersten Hirsch erlegt er mit neun Jahren. Schon als Jugendlicher bleibt er oft Tage- und Wochen lang in der Wildnis. Die Schule hat er sobald es ging abgebrochen, er findet in der Natur seine Lehrmeisterin. Zitat: „Es schlummerte unerklärt und unnötig in ihm wie Algebra; Land und Mond und Wasser summierten sich zu der einzigen Gleichung, die seiner Welt Gültigkeit verlieh; und er ritt hindurch, umhüllt von der Geborgenheit der Landschaft wie vom Refrain eines alten Kirchenliedes. Das war es, was er kannte. Das war es, was er brauchte.“
Die klare Sprache von Richard Wagamese hat mich sofort in ihren Bann gezogen, besonders die Schilderungen der Wildnis, haben mich tief berührt.
Doch es ist auch ein hartes Buch, dass fürchterliche, teilweise brutale Einsichten in das Leben von Franks Vater gewährt, der schwer alkoholkrank ist und seinen Sohn bittet mit ihm auf seine letzte Reise zu gehen – zu dem Ort an dem schon seine Vorfahren ihre Toten begraben haben!
Doch letztendlich ist es die Geborgenheit der Landschaft, die eine heilsame Wirkung hat auf den sterbenden Vater und dem Sohn die Kraft verleiht dem Tod zu begegnen.
Für mich war dieser Roman echte Seelennahrung.
Regina Ranft ist nicht nur Grüne Sprecherin, sie holt sich Entspannung und Motivation beim Lesen. Sie freut sich über Tipps und gibt auch gern Begeisterung weiter…