Im Faust 1 von Goethe sagt der Schüler zum als Faust verkleideten Mephisto: „Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Es geht um die Eindeutigkeit des geschriebenen Wortes, um in Büchern und auf Schreibpapier fixiertes Wissen, das nicht in Zweifel gezogen werden soll.
Wir stellen uns nun Klaus Koppenberg als Mitspieler im Faust-Drama vor, ausgerüstet mit einem dicken schwarzen Stift vor einer Tafel. In großen Buchstaben schreibt er darauf das Wort „Ambiguitätstoleranz“, dreht sich dem Publikum zu und sagt: „Ambiguitätstoleranz beinhaltet lateinisch ‚ambiguitas‘ und meint ‚Zweideutigkeit‘ ‚Doppelsinn‘ oder ‚Uneindeutigkeit‘ und und tolerare heißt ‚erdulden‘, ‚ertragen‘. Es geht um die Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zu ertragen, etwas also nicht als Schwarz oder Weiß, sondern Grau oder besser: in unterschiedlichen Farbtönen zu sehen.“
Uns als Theaterbesuchern macht er es damit nicht leicht; wir in der Politik sozialisierten Zeitgenossen sind es gewohnt, schnell zwischen Schlecht und Gut, zwischen Schwarz und Weiß zu unterscheiden, schnell zu wissen, wo der Gegner ist und wie man ihn stellen kann. Das alles interessiert Klaus Koppenberg nicht so sehr. Er will entdecken, wie politische Meinungen zu stande kommen, will sie verstehen und in ein tolerantes Miteinander überführen. „Die Darstellung der Beziehung zwischen den den Dingen ist wichtiger als die Dinge selbst.“ Diesen Satz postet er immer mal wieder auf Facebook, mit diesem Satz besteht er seine unterschiedlichen Alltagsaufgaben im Engagement für den Ambulanten Hospizdienst Omega, am Runden Tisch gegen Gewalt und Rassismus, im Forum Generationen und als personifiziertes Einsatzkommando für Situationen, in denen es Menschen schwer miteinander haben. Klaus war lange im Vorstand der Unnaer Grünen, reagierte auf gewalttätige rechte Angriffe gegen das SpontUN mit Haikus, die er auf das zerstörte Fenster klebte und damit Hilflosigkeit in Nachdenklichkeit verwandelte.
Mit seiner Frau Monika war er lange in einem Kinder- und Jugendhaus in Kessebüren tätig. Als gelernter Schreiner und studierter Sozialarbeiter läßt er sich – um in der Terminologie Mephistos zu bleiben – auf keine „Fakultät“ festlegen. Wir gratulieren Koppi herzlich zum 60. Geburtstag und wünschen ihm und Monika viele gesunde Jahre.
Manfred Hartmann