Unter dem Motto „Grüner statt größer – Wege aus der Massentierhaltung“ luden Bündnis 90/DIE GRÜNEN aus dem Ortsverband Unna am Mittwoch, den 03.02.2021 zu einer Online- Informationsveranstaltung mit anschließendem Austausch ein. Alle Interessierten konnten mit Friedrich Ostendorff, MdB und Dr. Ophelia Nick, Sprecherin der Bundesarbeitsgruppe Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, über Massentierhaltung diskutieren.
Hintergrund der Veranstaltung war die Erweiterung einer Putenmastanlage, die seit 1994 auf Lenningser Gebiet betriebenen wird. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Anlagen mit 15.000 Tierplätzen und ebenso vielen Aufzuchttieren, sollen drei weitere Anlagen mit 12.000 Tierplätzen gebaut werden. Insgesamt werden so in Lenningsen und Stockum bald rund 40.000 Puten auf engstem Raum gehalten. „Ich wundere mich wirklich sehr, wie die Stadt Unna den Bau der Putenmastanlagen genehmigen konnte. Jede Form der partizipativen Bürgerbeteiligung wurde hier meines Erachtens sträflich vernachlässigt.“, erklärte Friedrich Ostendorff und appellierte an die Menschen in Bönen und Unna, „alles zu unternehmen, um diese Dinge offen zu legen.“
Landwirtschaftliche Betriebe stehen heute vor der Notwendigkeit, ihre betrieblichen Strategien kontinuierlich zu optimieren und an die Entwicklungen des Agrarmarkts und der Agrarpolitik anzupassen. Doch in den letzten Jahrzehnten gibt es vermehrt Bestrebungen mit innovativer, nachhaltig und tierschutzgerechter Landwirtschaft ein ausreichendes Einkommen zu erzielen.
Der Bio-Landwirt Wolfgang Behmenburg gab zu Bedenken, dass „es nicht mehr um einzelne Betrieb geht, sondern darum ob wir überhaupt noch in der Lage sind landwirtschaftliche Betriebe so weiterzuführen wie bisher.“
In der Gesellschaft zeigt sich dabei ein zunehmend anderer Blick auf das Thema Tierhaltung: „Vor allem die jüngere Generation trifft deutlich bewusstere Entscheidungen beim Konsum und Erwerb von Lebensmitteln.“, so Ostendorff. Die Tiermedizinerin Dr. Ophelia Nick betonte „Aufgrund der hohen Besatzdichten zeichnet sich insbesondere die Putenmast durch hohe Mortalitätsraten und Antibiotikagaben aus.“
Auch kritische Stimmen fanden in der Veranstaltung Gehör. Der Landwirt Thomas Döring möchte das Bauvorhabens nicht ethisch oder rechtlich bewerten und äußerte Kritik an einem Banner, das in der Nähe der Baumaßnahme aufgestellt wurde und nicht nur auf die Lage in Stockum und Lenningsen, sondern auch auf Missstände in der konventionellen Massentierhaltung hinweist. Seinen Wunsch nach „Anstand, sachlichen Gesprächen und Kompromissen“ bekräftige auch Claudia Keuchel, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Unna und erklärte das Ziel der Veranstaltung: „Konsument*innen bewusstmachen, welchen Wert landwirtschaftliche Produkte haben und, dass ihre Entscheidungen einen Einfluss haben – Mit den Leitfragen: Was kaufe ich für Fleisch? Wo und wie haben die Tiere gelebt?“
„Die Diskussion war ein guter Startpunkt für künftige Austauschformate.“, erklärte Ronja Kossack, Mitglied im Fraktionsvorstand der GRÜNEN Unna, zum Schluss der Veranstaltung und bedankte sich bei allen Teilnehmenden Bürger*innen, Landwirt*innen und Vertreter*innen von Politik und Umweltschutzverbänden für einen „sachlichen Austausch auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt.“
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