GRÜNE UNNA

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Grün trauert um Klaus Dunker

Unnas Rathaus mit Deutschlands erstem Bürgeramt. Lindenbrauerei-Gesamtensemble mit VHS, Bibliothek, Lichtkunst, Archiv. Karstadt und Zurbrüggen-Ansiedlung. Vielfaltskultur. Klaus Dunkers Wirken prägte in den 24 Jahren als Verwaltungschef Unna, wie wohl kein anderer in der Nachkriegszeit.

Berührungsängste hatten wir GAL-Grünen wohl mehr als er. Beim ersten Kennenlerntreff mit der GAL-Fraktion im Wohnzimmer der Fraktionsvorsitzenden Uschi Riekenbrauck zeigte er fröhlich ein Foto vom Dunker-Bunker Schmäh-Spray, den er zurecht uns zuordnete. Diesen Spruch und kritische Sprüche ließ er zeitnah wegsandstrahlen, aber auf die kritischen Geister Unnas war er fast immer neugierig.

Er holte das radikale „Hoffmanns-Comic-Theater“, u.a. mit Peter und Sybill Möbius, Rio Reiser und Claudia Roth über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nach Unna. Unnas Kurpark, die Keller der Lindenbrauerei, das Klosterviertel… Bühnen wurden Bühnen. Und das in Deutschlands frostigen 70ern. Die Lindenbrauerei-Ruhrkampfkeller mit Noske-Ebert-Feindbildern ärgerten in der eigenen Partei. Klaus Dunker stand zur kritischen Kultur und zu Künstlern und seinem Kulturdezenenten Axel Sedlack. Beim legendären Barockfest in der Linde tanzten Dunker und Gattin kostümiert in der ersten Reihe mit.

Dieses pulsierende Stadtklima mit Dunker-geschützten Erlebnissen wie Stadtfest, Summertime, Narrenschiff, Soziokulturzentrum-Lindenbrauerei… machte Unna in den 90ern zur zdf-Kulturhauptstadt. Den rotstiftigen Kritikern konnte Dunker immer vorrechnen, Dass er Meister im Anzapfen landes-, bundes- und europäischer Fördertöpfe war.

Auch deshalb kämpfte der Radel-Muffel Dunker für Unna als „Fahrradfreundliche Stadt“. Das Oldtimer-Fahrrad, das wir ihm zum 50. Geburtstag restauriert hatten, nutzte er kaum. Der Vielfußgänger strampelte aber dafür Unnas, das Unna Gründungsmitglied der Fahrradfreundlichen Städte NRWs wurde. Da gab‘s Fördermittel besonders für innovative Städte. Und so machte Unna als eine der ersten Städte Deutschlands die Innenringeinbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung frei. Den chronischen Gegenwindbeuteln in Ordnungsamt und Polizei nahm er mit ADFC-recherchierten Zahlen die Argumente. Weniger Unfälle und mehr Förderung. Radfahrer haben den Fußgänger Dunker in dankbarer Erinnerung.

Bei der Karstadtlageransiedlung oder dem Großaquadrom hatten GAL-Grün und er echt Krach, da war Dunker Trendsurfer mit Unnas GroKo der Betonstalinisten. Aber er war sensibel bei Kritik.  Seit der schwarz-rot-dunklen Entscheidungen zum Harger-Chaos suchte er Grünen Rat in Einzelhandelsfragen. Viktorias Größenwahn schockte ihn, Bremmes-Mühlen-Monster hielt der Evangele für Frevel an der Schöpfung, speziell Unnas Innenstadt.

Klaus Dunker war nicht nur bei Bertelsmann-Stiftung oder Verwaltungshochschulen als Reform-Avangardist gefragt. Mit dem Bürgeramt im Bürgerrathaus versuchte er zugängliche Strukturen mit service-orientierten Verwaltungsmitarbeiter*innen zu entwickeln. Er startete in seiner letzten Amtsperiode nochmal einen großen Verwaltungsreformversuch Richtung Verschlankung durch Produktorientierung mit einfachen Kennziffern. Jenseits von Grün gab es wenig Begeisterung. Sein Nachfolger brach auch diesen Reformweg ab.

Klaus Dunker war Mitbegründer des Forum-Generationen-Unna. Traurig war für die parteiübergreifende Runde mitzubekommen, dass die Erfahrungsweitergabeversuche von Klaus Dunker und anderer als „die Könnens-nicht-lassen“ abgetan wurden. Die zarten Versuche von Bürgerbeteiligung wurden kaum be- und geachtet. Jüngst hat sich die bürgerschaftliche Innenstadt-AG aufgelöst. Aber sein „Kulturparlament“, dessen Mitwirkende oft Kinder von Unnas lebendiger Kulturnachwuchsarbeit sind, lebt.

Neugierde, Reformdrang und Dranbleiben waren Klaus Dunkers Tugenden. Er war und blieb immer Sozialdemokrat, auch wenn er immer öfter ins SpontUN kam mit „Ihr Grünen müßt mal!“ Die Bauten der Dunker-Ära werden lange Unna prägen. An seine erfrischende Haltung sollten sich Politik und Verwaltung des Öfteren erinnern!

Hermann Strahl, der Dunker-Bunker sprühte, sich zweimal bei Klaus Dunker wegen Überspitzungen bei ihm entschuldigen mußte, und mit ihm nicht nur im Forum-Generationen einiges auf den Weg brachte.

Der junge Stadtdirektor beeindruckte sogar die SPIEGEL-Redaktion: https://www.spiegel.de/politik/erfolg-erleben-a-b16f9468-0002-0001-0000-000040693631

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