Als GAL-Grün 1984 erstmals mit fast 10% in Unnas Rat einzog, waren die lange herrschenden Sozialdemokraten überrascht. Ihr neugewählter Fraktionsvorsitzende Heinz Steffen ließ Frauen-, Umwelt- und Fahrradbeauftragte ausschreiben „Wir müssen die Grünen Themen besetzen!“. Heinz dachte immer auch strategisch für Unna und für seine SPD.
Er dachte und machte. Zu seinen Großzeiten saß er im Rat (30 Jahre), Kreistag (41 Jahre!), Regionalrat, Landschaftversammlung und vielen weiteren Einflussrunden. Er sah die Verwobenheiten der Politikebenen und wob kräftig Fäden für und nach Unna ein.
Dass die nordlichtigen Minister Matthiessen und Steinbrück im Kreis Landtagswahlkreise bekamen, war ein Schachzug des Strategen. Brauereiausbaumittel inkl. Lichtkunstzentrum, Ökostation-Bergkamen-Heil … Heinz Steffens Anrufe wurden in Düsseldorfs Ministerien direkt durchgestellt, Fördermittel flossen angenehm. Leider nicht nur in zukunftsfreundliche Projekte.
Dem Schnellrechner mit Elefantengedächtnis, auch „fossiler Wissensträger“ genannt, lauschten Rat und Verwaltung immer. Vorbildlich vorbereitet, mit Instinkt für Verwaltungs- und Konkurrentenfehler füllte er gern zwei Drittel der Redezeit seiner Fraktion und sprach kundig zu Stadtentwicklungs- und Kulturthemen, aber wenn’s ihn lockte, auch etwas schräg als „Frauenbeauftragter“.
Er sorgte hartlinerisch dafür, dass die Rathausleiter und Halbleiterinnenebenen parteitreu besetzt wurden. „Wir haben die Jugend an die Grünen verloren, wollen wir ihnen auch die Alten lassen?!!“ Heinz Steffen in der SPD-Fraktion zum Seniorenbeauftragten-Besetzungsvorschlag mit einem Grünen. Der späte Heinz Steffen erkannte den Charme von Vielfalt. „So ein buntes Talent dürfen wir nicht ziehen lassen!“, war sein Aufruf, Rita Weißenberg als VHS-zib-Leiterin an Unna zu binden.
Er war ein harter und verläßlicher Verhandlungspartner. Auf Kreisebene gab es zukunftsfähige rot-grüne Projekte mit und durch Heinz Steffen. Das Scheitern der kurzen rot-grünen Allianz in Unna könnte auch daran gelegen haben, dass nach Heinz Steffens Vorsitzabgabe, die SPD-Fraktion bröselte.
Anregend waren Gespräche mit dem Mandats-Rentner Heinz. Im Bistro hatte er immer eine Runde neugieriger Nachwüchse um sich. Der Harte beriet herzlich und selbstbewusst selbstkritisch. Mit lächelndem Stolz auf seine Lieblingsprojekte, ganz speziell beim sozialen Wohnungsbau seiner UKBS, voll Sorge um die Zukunft seiner Partei und der Parteiendemokratie.
Dass dem freundlichen Welterklärer dann durch einen Schlaganfall die Sprache genommen wurde, war tragisch. Jetzt trauert Grün mit um einen großen Politikpräger, Konkurrenten und Partner.
Hermann Strahl, 40 Jahre mit Heinz Steffen spannend verbunden, dankt ihm für Vieles. Anregende Gedanken, Gegenwind küßt wach, und auch seine Karriere in der Böll-Stiftung, weil Heinz Unnas Senioren ihm nicht preisgeben wollte.