Mit dem Einspieler „Auf das, was da noch kommt“ von Max Gieisinger und Lotte betritt Claudia Keuchel die Bühne des Schalanders der Lindenbrauerei und stellt sich dem Publikum als grüne Bürgermeisterkandidatin vor. Die Frau, die zehn Jahre in der Kulturabteilung der Stadt Unna gearbeitet hat, zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt moderiert und nun als Referentin für Kulturelle Bildung in Gelsenkirchen zuständig ist, spricht von einer großen Herausforderung. Ja, sie musste sich das gut überlegen, in Zeiten, in denen Bürgermeister sich zurückziehen, weil sie von der politischen Rechten bedroht werden, in Zeiten der Klimakrise, die jede Kommune vor große Herausforderungen stellt. Aber, so Claudia Keuchel, sie will das und traut es sich zu. Die Kulturarbeit ist dabei ein positiver Erfahrungshintergrund, kennt man sich doch da mit der Vernetzung ganz unterschiedlicher Arbeitsbereiche und Menschen aus und weiß, dass etwas nur gelingt, wenn die Verwaltung gewürdigt wird und dadurch motiviert arbeiten kann. In Wirtschaft, Umwelt, Verkehr und Kultur sieht Claudia Keuchel zentrale kommunale Politikfelder. So müsse mit Mittelstand und Gewerbe ein kommunaler Green New Deal ausgehandelt werden. Die Bürgermeisterkandidatin kündigt Baum- und Pflanzaktionen an, will den Tierschutz fördern und die heimischen Landwirte zur Kreislaufwirtschaft ermuntern. Der Radwegebau soll intensiviert und eine Digitalisierungsoffensive gestartet werden.
Das Votum des Bürgerbegehrens zur Eishalle respektiert Claudia Keuchel ganz selbstverständlich, obwohl es nicht die Parteimeinung der Grünen widerspiegelt. Der Initiative bietet sie konstruktive Zusammenarbeit an. Mit einem Bürgerhaushalt, den es z. B. in Kamen schon gibt, sollen Unnaerinnen und Unnaer in Zukunft stärker mitbestimmen können, wofür ihr Geld ausgegeben wird. Stadtplanung muss sich ökologisch und nachhaltig ausrichten, den neu geplanten Einzelhandel in Massen lehnt Claudia Keuchel als überdimensioniert ab. Im Kulturbereich will sie die Ergebnisse des aktuellen Kulturgutachtens innerhalb von zwei Jahren umsetzen. Dem inzwischen schon etwas abgetretenen Bibelzitat „Suchet der Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7)“ nimmt die Kandidatin allen Schwulst und sagt: „Andere suchen der Stadt Bestes, wir finden es!“. Da ist der Applaus dann groß. Vollständige Rede von Claudia Keuchel als PDF-Datei
Dem Auftritt von Claudia Keuchel vorangegangen war ein musikalisches Intermezzo mit „Filin und Leon Radix“, die mit Gitarrenmusik und Gesang eher ruhige, nachdenkliche Töne anschlugen – wohltuend als Kontrast zur markigen Wahlkampferöffnung, die von Michael Sacher kundig und straff moderiert wird. Sängerin und Sänger werden beide in den nächsten Wochen in der Lindenbrauerei auftreten.
Den Mittelteil der Veranstaltung macht ein Beitrag von Charlotte Kunert, der grünen Fraktionsvorsitzenden aus, die trotz Differenzen in manchen Politikfeldern die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Werner Kolter lobt, der ebenfalls unter den Gästen ist. Charlotte Kunert bekräftigt die Notwendigkeit der Einrichtung einer Stabsstelle Klimaschutz als beim Bürgermeister angesiedelte Querschnittsaufgabe, lehnt die Einzelhandelsplanungen für die Mühle Bremme ab und setzt über die grüne Kommunalpolitik das Motto „Unna wird nachhaltiger“. Froh ist sie über die Entscheidung, die Realschule nicht in die Einflugschneise des Dortmunder Flughafens zu setzen. Der Grünen Jugend, die sich in der Fridays-for-Future-Bewegung engagiert, gilt der besondere Dank der Fraktionsvorsitzenden. Vollständige Rede von Charlotte Kunert als PDF-Datei
Als Sprecherin der Grünen Jugend berichtet die 17jährige Eva-Lotta Vogt über ein Jahr vielfältigen Engagements von Demonstrationen bis hin zum veganen Kochen. Erfreulich, dass die Jugend in Unna so eine Stimme hat!
Der grüne Landratskandidat Herbert Goldmann spricht von den realen Chancen, die grüne Spitzenkandidaturen heute haben und von der Gratwanderung zwischen einem gesunden Selbstbewusstsein und Überheblichkeit.
Am Anfang der Veranstaltung steht die Preisverleihung an Menschen, die nach dem Motto des Zauberers von Oz „Mit Verstand, Mut und Herz“ das Leben in unserer Stadt auf den guten Weg bringen. Ronja Kossak würdigt in einer feinfühligen Laudatio zum einen die Initiative „KunstOrtUnna“, die in diesem Jahr die ganze Stadt zum Ausstellungsort für Malerei, Zeichnung, Foto und Skulptur gemacht hat. Ein Folder bündelt alle künstlerischen Aktivitäten. Die Sprecherin der Initiative, Lina Frubrich, dankt besonders der Kulturverwaltung für die Hilfe. Den anderen Preis bekommt Reinhard Heckmann, Land-, Forstwirt und Jurist aus Billmerich, der auf sechs Hektar ehemals landwirtschaftlicher Fläche 23.000 Neupflanzungen ansiedelt, bei denen die Eiche eine besondere Rolle spielt. Es geht darum, viel CO2 mit Pflanzen zu binden, die dem Klimawandel widerstehen. „Eigentum verpflichtet“ sagt der Jurist, der in seiner Rede auch um Gottes Segen bittet – etwas Neues in einer grünen Veranstaltung. Vollständige Rede von Ronja Kossack als PDF-Datei
Claudia Keuchel verlässt die Bühne mit Giesinger und Lotte und nimmt dabei nicht allzu wörtlich, wie das Lied fortfährt: „ Auf das, was da noch kommt, Auf jedes Stolpern, jedes Scheitern, Es bringt uns alles ein Stück weiter zu uns“ … und schließlich noch weiter ins Rathaus zu Unna.
Manfred Hartmann