Das unabhängige Forschungsinstitut „Sacher, Glaskugel und TurboPorsche“ konnte die letzten Wochen eine hoch wissenschaftliche Untersuchung durchführen, wie es zu den Verkehrsproblemen an einem der neuralgischsten Punkten in Unna kommt: Dem Kreisel. Die erste Arbeitshypothese, dass es an Menschen, häufig auch Fußgänger genannt, liegen könnte schuf die Idee, solche Subjekte und Artverwandtes wie Radfahrer gänzlich aus der Stadt zu verbannen. Hochkomplizierte mathematische Verfahren mit denen dies durchgespielt wurde kamen aber zu dem Ergebnis, dass es zu keiner nennenswerten Entlastung kam. Das führte dazu, dass sich die Sachlage einmal vor Ort angeschaut wurde und plötzlich ein überraschendes Ergebnis auf dem Tisch lag. Die täglichen Staus entstehen durch -: zu viele Autos. Ein komplexes Rechenmodell konnte sogar belegen: Je mehr Autos, desto mehr Stau. Nach diesen grundlegenden Berechnungen wird jetzt auch noch überprüft, wie sich nach diesem Modell noch mehr Autos auf einen schon bestehenden Stau auswirken können …
Wer allerdings glaubt, eines der drastischsten Autoverkehrsprobleme mit einer einzigen Fußgängerampel lösen zu können, sollte sein Honorar lieber dem esoterischen Verein „Glauben und Hoffen“ spenden und aufhören seine Entwürfe zum Verkehr ‚Konzept‘ zu nennen.
Der zentrale Satz der Verkehrsplanung und -entwicklung bleibt in seiner ganzen Schlichtheit: Du stehst nicht im Stau, du bist der Stau. Erst wenn man realisiert, was das wirklich heißt, dass eben jedes zusätzliche Auto nicht mehr Mobilität, sondern mehr Möglichkeit zum Stau enthält, wird man zu einer anderen Herangehensweise kommen können. Es ist so, als wenn man schon ‚zig mal gegen die Wand gelaufen wäre, ohne je durchgekommen zu sein und man als neue Strategie endlich einmal eine Tür suchen sollte; und zur Not vielleicht auch ganz neue Wege finden müsste.
Eine Stadt, die immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt hat und ihre ganze Entwicklung auf eine Steigerung des Autoverkehrs setzt, wird sich in absehbarer Zeit so von den gesellschaftlichen Entwicklungen abgehängt sehen. Natürlich kann man versuchen alle Probleme mit einem immer mehr von dem Gleichen lösen zu wollen; aber dieses Konzept ist nicht nur verkehrspolitisch eine Sackgasse.
Auch wenn der neoliberale Erfolgsmensch seine geräumigen Limousinen gerne mit Hochgeschwindigkeit durch menschenleere Straßen lenken möchte und es als persönliche Beleidigung ansieht für irgendwen abbremsen zu müssen, ist das kein gottgegebenes Privileg, das nicht angetastet werden darf. Wenn wir es nicht schaffen unsere Städte und unser Leben wieder auf ein menschliches Maß hin auszurichten, werden wir nicht nur weiter in Staus stehen, sondern wird auch das soziale Gefüge weiter aus dem Ruder laufen.
Aber um noch einmal ganz konkret zu werden. Am Kreisel gibt es ein Autoverkehrsproblem. Jedes zusätzliche Auto, was dort hingelenkt wird, vergrößert dieses Problem. Wenn das geplante Einkaufszentrum funktionieren sollte, was man für die Stadtentwicklung ja hofft, werden dort sehr viele Autos zugeleitet. Auch wenn es städtebaulich und von den Investoren her ein Wunsch ist das Mühle Bremme Gelände zu erschließen -: über die bisherige Zufahrt ist das nicht darstellbar. Wer bei der Planung über die realen Gegebenheiten mit wunschgeleitetem Hoffen hinweg geht, spielt mit dem Feuer; was in diesem Fall ein nicht mehr korrigierbarer Autoverkehrskollaps – unter Umständen in der gesamten Innenstadt – bedeuten würde.
Michael Sacher, Ratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen