Wege aus der Bremme-Klemme – Harger 2 bringt auch den Investoren nichts

Offener Brief an den Bremme-Investor ten Brinke, Edeka und alle, vor allem Ratsmitglieder, die aus dem Harger&Victoria-Desaster lernen sollten

Sehr geehrte Breitband-Investoren, liebe Entscheidende,
die beeindruckende Homepage und die ten Brinke Firmengeschichte zeigen, dass Group und Familie sich in nachhaltigen Verzinsungen verstehen. Kurz vor dem Ratsbeschluß über das Unna-Invest „Mühlencenter“ möchte ich Ihnen, Ihren Anlegern und den leider wohl entschiedenen Entscheidern hoffentlich noch rechtzeitig eine Gewinnwarnung zukommen lassen.

Wahrscheinlich haben Ihnen Ihre örtlichen Partner und die Ihnen zugewandte Verwaltung die tragischen Geschichten um Einzelhandelsansiedlungen an der nördlichen Innenstadtperipherie zugespielt. Der Ostzonen-Vorstadt-Charme des nahen Harger-Zentrums und die Victoria-Brache haben Großinverstoren, Projektentwicklern und Unnas Steuerzahler*Innen zweistellige Millionenbeträge gekostet.

„Entweder das Projekt reißt Lücken in der Innenstadt oder es droht öder Leerstand.“ hatte der seriöse Einzelgutachter Dr. Dr. Danneberg im Gutachten für die Verwaltung einst vor dem Harger-Zentrum gewarnt. Warum Unnas Rat (bis auf die Grünen) den Bau damals trotzdem genehmigte, beflügelt dunkle Gedanken. Aus Fehlern könnte gelernt werden. Durchaus sehen auch stille Teilhaber*innen an den Bremme-Beschlüssen die Gefahr eines Harger2, doch gegen die „Wir hauen den Schandfleck weg“-Rhetorik traut sich keine*r. Die jüngste Entwicklung in Sachen Verkehrswahrheiten und Ansiedlungsschwierigkeiten, verwandelt aber (auch für mich überraschend) das Bürger*innenunverständnis in Bürgerzorn.

Unnas Mägen sind gut versorgt, gastronomisch und einzelhändlerisch. Edeka wird im Zentrum wenig vermisst, die wesentlichen Ortsteile sind edekatiert. Die neue Edeka-Generation wird dort auch kommen. Ein Vollsortiment bei Bremme wird die Einzelhandelschancen in den unterversorgten Ostortsteilen zerstören und auch dem organisch gewachsenen Maxi-Markt-Zentrum an der Berliner-Allee die Existenzgrundlage in Frage stellen.

Aber die Versorgung Unnas muss ten Brinke ja nicht interessieren. Deshalb einfache anlagekompatible Milchmädchenrechungsgedanken in Richtung Bremme-Klemme. Das merkwürdigste Verkehrsgutachten, was ich kenne, hatte zum Ziel, festzustellen, dass durch die rad- und fußgängerbehindernde Ampel an Kreishauskreisel, der Stau im Gebiet soweit gemindert werden könnte, dass nach der Bremme-Zugangsampel der Stau etwa so gross wie vorher würde. Dass Sie solche Peinlickeit mitfinanzierten, hätte ich nicht für möglich gehalten. Hellweg-REWE und Ring-ALDI sind staufreie Konkurrenten. Bremme-Edeka setzt auf 90% Kofferraum-Kurzpark-Einkäufer*innen. Die werden selbst aus den unterversorgten Ostgebieten nicht anlockbar sein, weil sie in der Regel dreimal aufstauen müssen.

Radfahrer, die schon jetzt für Bremme bremsen müssen, werden Sie kaum einkundigen können. Fußgänger, die schon jetzt in Konflikten mit den Radfahrern am Königsborner Tor leiden, haben Angst vor Ihnen. Umweltfreund*innen werden sich nach den beabsichtigten Kahlschlägen von 2 alten Kastanien auch nicht unbedingt mit der Anlage anfreunden, der Baumbestand muss wie so oft in Unna viel einstecken. Der Stau vor dem Tunnel staut auch Abgase und Heißluft in Richtung Innenstadt. Schon jetzt spricht man von B-rathaus. Auf dem Bremmegelände befindet sich noch Grün und unversiegelter Boden.

Ich weiss, dass es Ihnen um eine solide Rendite geht. Aber auch Edeka hat strategisch erkannt, dass Klimafreundlichkeit mitkaufentscheidend sein kann. Den DM-Drogerie-Markt werden Sie aus dem Grunde auch nicht auf das Gelände locken können. Ein Rübersaugen von Rossmann aus dem Herzen an den Rand ist wohl hier Ihre einzige Option. Das wäre dann ein Vollangriff auf die gewachsene Innenstadt. Dass der Elektromarkt Ihnen absagte, war von vornherein absehbar. Die brauchen freien Autokofferraumzugang und der Stau bei Zurbrüggen ist kürzer…. Dafür ein weiteres Fitness-Center als Füllung einzulocken, zeigt die Chancenlosigkeit des Standorts. Diese expandierende Branche ist in Unna überversorgt.

Der Lieblingsarchitekt von Unnas Verwaltung Deterding hatte sich beim Bahnhofsumbau nebenan mehr Handelszuspruch versprochen. So unterblieb der besonders interessante Dachausbau. Aber an ihn und Edeka ein Sondertipp: Statt der sozialproblematischen Sportwetthalle paßte da das neue Edeka-Format „Nah und gut“ mit 400qm genau rein. Der Deterding-Arbeitsagentur-Turm liegt verkehrsgünstiger als Bremme und tut sich mit Einzelhandel schwerst…

Und jetzt auch noch die hoffnungsvolle Wende für Unna und ten Brinke: Der sogenannte Schandfleck ist eine der wertvollsten Standortoptionen in Unnas Herz. Bahnhofsnähe (inkl. Busbahnhof, Carsharing, Radstation, e-Ladestation) ist eine der zukunftsfähigsten Standortsstärken. Wohnen, inkl. Generationenwohnen, moderne Büros und Gründerwerkstätten, deren Belegschaften immer weniger autofixiert sind (eher gegenteilig) sind an genau daran nachhaltig interessiert. Unna hat mit gut 13 Einzelhandelsruinen (mehr auf dazu weiter unten) durch den kurzfristigen ruinösen Wettwerb viel Charme verloren und Investoren viel Geld. Neue Ruinen sind sicher, nur noch 4 Gruppen kämpfen um die Marktherrschaft (Coop, Spar, Otto Mess, Hill, Kette, PLUS, Extra, Meinighaus, Onkle Emma… da war mal Marktwirtschaft auch in Unna) ten Brinke hat eigentlich viele schöne Wohnprojekte entwickelt Beispiele von verlockendem Einzelhandelscharme konnte ich nicht finden.

Hermann Strahl, 71, begrünte lange Unnas Stadtentwicklungsausschuss. Auf die Fairhinderung vom Victoria-Monster, dass Unnas Herz stillgelegt hätte, ist er stolz „gegen alle Altparteien und gegen dickdunkles Geld“. Beim Googeln entdeckte er neben „ten Brinke Skandal“ auch Tobias ten Brinke, der immerhin das Buch „VordenkerInnen der Globalisierungskritischen Bewegung“ veröffentlichte. Selbstkritisch sagte er, ich bin spät dran aber wir bleiben dran.

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