Vom Lesen, Lernen und dem großen Ganzen

Vorneweg -: es ist natürlich sinnbildlich für unsere gesellschaftliche Situation, dass Unternehmen für ihr ‚ehrenvolles‘ Sponsoring geachtet werden und es die gleichen Unternehmen sind, die unter anderem durch das Nichtzahlen von Steuern das Sponsoring überhaupt erst nötig machen. Wenn die gesellschaftlichen Gewinne zunehmend und überwiegend privatisiert werden, ist es kein Wunder, dass für die gesellschaftlichen Aufgaben kein Geld von Staat, Land und Kommunen mehr da ist. Auch kein Wunder, dass jede Partei, die immer noch und gegen jede soziale Vernunft den Neoliberalismus hochhält, dies nicht nachvollziehen kann.

 

Im Konkreten geht es um das Verbot der ebook-reader von amazon an Schulen. Und dieses Verbot besteht völlig zu recht, da es sich hier nicht um Sponsoring sondern um Kundenbindung handelt. Was amazon nämlich spendet, bzw. als Gewinn verteilt ist eben kein ebook-reader, mit dem man machen kann was man will, sondern ein Kindel; und das ist ein Gerät, das nur mit einem Anbieter funktioniert … – oh Wunder, das ist natürlich amazon. Das ist eine schleichende Übernahme durch die Großkonzerne in einem Bereich der eigentlich und grundsätzlich völlig werbefrei sein soll und muss. In den Schulen sollen die Kinder zu mündigen und selbstdenkenden Bürgerinnen und Bürgern gebildet werden; sie sollen dort Fachwissen erlangen, das sie später gesellschaftlich nutzbar machen können. Die Schülerinnen und Schüler in unseren Schulen sollen und dürfen aber nicht zu bedingungslosen und werbungsgesteuerten Konsumenten erzogen werden.

Schließlich noch die Frage, ob wir wirklich all die technischen Gimmicks brauchen, ob die digitalen Medien tatsächlich im Schulalltag einen Gewinn bringen. Ist nicht nach wie vor das Lernen von und mit Menschen die zentrale Grundlage für alles, was danach im Leben und Beruf kommen wird? Sicherlich gibt es sinnvolle technische Hilfsmittel, die die Ablösung der Schiefertafel mehr als gerechtfertigt haben. Aber es sind eben nur Hilfsmittel und nicht der Inhalt.

Und wenn ich mir die heutigen Zehnjährigen oder auch Zwanzigjährigen anschaue, habe ich nicht das Gefühl, dass eine ältere Generation ihnen Medienkompetenz beibringen müsste oder auch nur könnte. Eher ist die Befürchtung, dass diese junge Generationen in der nächsten Zeit mir beibringen wird, was Medienkompetenz ist.

Was wir ihnen also vermitteln könnten und sollten, sind menschliche Werte, wie gesellschaftliches Verantwortungsgefühl, Respekt oder wie man überhaupt mit der Welt in Verbindung tritt, eine Resonanz empfindet, und vor allem in der Schule: die Lust am Lernen.

 

Ein Schlaglicht, geschrieben von Michael Sacher

 

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