Ja, ein Konzept, das wäre mal was. Wenn zu viele Autos in den Straßen parken und fahren, dann sind – natürlich! – die Straßen zu klein; und wenn ein neues Wohngebiet entwickelt wird, müssen als erstes – natürlich! – genügend Parkplätze einkalkuliert werden. Wo kämen wir dahin, wenn wir die ganzen SUVs nicht in Sichtweite hätten und nicht mehr überall damit durchkommen würden?
Wenn man es also schon Konzept nennt, dass man genügend Autoparkfläche asphaltiert, hat jeder innovative Ansatz einer Bauplanung schon verloren. Denn was könnte eine zukunftsorientierte Stadtplanung nicht alles als Vorschlag unterbreiten … Ein Wohnviertel mit elektromobilem Carsharing (denn wenn man mal ehrlich ist, braucht man vielleicht nicht jeden Drittwagen täglich), einer vernünftigen und bedarfsorientierten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr so wie coole Radwege, eventuell zentrale unterirdische Parkerei und, und, und … – wenn mal da einmal nachdenken und vielleicht bei anderen, bereits realisierten Projekten das Beste abschauen würde könnte man noch auf viel wildere und noch schönere Ideen kommen. Dann könnte man vielleicht ein Bauen und Leben ermöglichen, das nicht nur den 08/15 Standards von Vorgestern entspricht, sondern in die Regionen von Innovation, Spaß und Lust, gemeinsam Leben vorstößt.
Natürlich kommt hier jetzt der neoliberale Einwand: Aber man kann Investoren (ob nun geschäftlich oder ins private Eigenheim) doch nicht in ihr Handwerk pfuschen. Und das stimmt natürlich, dass man niemand zu seinem Glück zwingen kann, ABER … -: Man könnte zumindest mal einen Vorschlag entwickeln und machen, der Neuland bietet, das sicherlich nicht von allen, aber unter Umständen doch von einigen betreten werden wollte. Dabei wäre sicher, dass diejenigen, die für solche zukunftsorientierten Projekte aufgeschlossen sind, auch für das städtische Gemeinwesen ein Zugewinn sein könnten.
Also wenn schon Konzepte eingefordert werden, dann bitte nicht nur breite Straße und möglichst viele Stellflächen für PKWs, sondern Konzept für ein städtisches Bauen im 21. Jahrhundert.
Die Altbauten spielen im Konzept der Investoren (offenbar) keine Rolle
Wo ist bei dieser Erkenntnis die Nachricht? Den Investor an-sich stört alles Alte, ihn Behindernde, denn das Ziel ist es ja bei Investitionen Gewinn zu erzielen – und das möglichst schnell und hoch. Da ist Unna schon reichlich von dieser Investoren-Architektur heimgesucht worden; mal pastell-lustig, mal wie farblos aus dem Architekturprogramm für Einsteiger gefallen.
Da lässt sich bei der Mühle Bremme sicherlich trefflich streiten, ob und wie diese sehr eigentümliche Architektur zu erhalten und zu integrieren sei. Aber andererseits enthält diese Frage ja auch schon die Antwort, den gerade durch das Eigentümlich, das Besondere hat jeder Investor ein Pfund in der Hand, das er entwickeln könnte -: wenn er denn wollte, weil er auch das Wohl der Stadt im Auge hätte. Vielleicht nicht zu jedem Preis, doch erst einmal sind die Gedanken frei und müssen nicht unbedingt und sofort den Weg von schnell und billig einschlagen. Außerdem müsste bei der Erschließung dieses Grundstückes als allererstes das Verkehrsproblem gelöst werden, bevor über den Abriss von irgendwas nachgedacht wird. Und wer nicht wissen sollte, welches Verkehrsproblem, ist herzlich eingeladen sich einmal im Schul- und Berufsverkehr in den Kreishauskreisel-Rückstau auf dem Ring einzugliedern … dann hätte man direkt vor Ort genügend Zeit sich auszurechnen wie viel zusätzliche Autos man dort noch unterbekommen könnte.
Ein Schlaglicht von Ratsmitglied Michael Sacher