Wer Lust auf ein außergewöhnliches Buch hat, dem empfehle ich den Roman der kanadischen Autorin Emily St. John Mandel.
Im Jahr 1912 wandert der verstoßene englische Adeliger nach Kanada aus, weil er im britischen Empire zu oft wegen unbequemer Ansichten aufgefallen war. Und da ist die berühmte Autorin O. Llewelly, die im Jahr 2203 ihre letzte Lesereise auf der Erde absolviert. Die dritte Zeitebene dieses Romans ist das Jahr 2401. Jetzt schalten die ersten Buchinteressierten, mit denen ich mich gerne austausche, in der Regel ab: „Ich lese keine Science Fiction“.
Aber dieses Buch ist anders.
Als Meldungen über eine erneut drohende Pandemie laut werden, will die Buchautorin Olive LLewelly zurück zu ihrer Familie auf den kolonialisierten Mond fliegen. Das gelingt ihr nur, weil ein Zeitreisender sie vor den Gefahren durch die Pandemie warnt. Wird das das Ende der menschlichen Exitenz auf dem blauen Planeten sein? Schon längst ist die Erde in weiten Teilen unbewohnbar, Hitze und Überflutungen machen es fast unerträglich!
Wie selbstverständlich und ohne sich in technischen Details zu verlieren, beschreibt Emily St John das Leben in den Mondkolonien, wo unter riesigen Kuppeln Tag und Nacht, Sonnenaufgang und Untergang, Wind, Regen und Vegetation künstlich erschaffen werden! Alles erscheint wohlgeordnet, es gibt großzügige helle Wohnanlagen, baumbestandene Alleen! Aber Wehmut beschleicht Olive bei ihrer Lesereise auf der Erde, es fehlt nicht nur der sich ständig verändernde Geruch der Erde, sondern auch das Gefühl zu einem blauen klaren Himmel aufzublicken und zu wissen, dass es keine Kuppel ist!
Dieser verschachtelt erzählte, aber gut zu lesende Roman hat viele Hauptfiguren und einen Ich-Erzähler Gaspery Jaques, der aus dem 25. Jahrhundert stammt. Sein Auftrag ist es, eine Anomalie zu lüften, die verstörende Erfahrung der Hauptfiguren, die sich an unterschiedlichen Orten gleichzeitig wähnen. Für mich ist es ein Buch, das zum Nachdenken anregt über die Schönheit unserer Erde und über die eigene Sterblichkeit, die Vergänglichkeit des Lebens.
Im Übrigen steht ein weiteres Buch dieser Autorin auf meiner persönlichen Leseliste: „Das Glashaus“… eines der Lieblingsbücher von Barack Obama.
Das Buch ist im Ullstein-Verlag erschienen und kostet 23,- €.