Regina Ranft wird siebzig. 30 Jahre davon machte sie als Geschäftsführerin aus dem Anspruch „Soziokultur“ in ‚ihrer‘ Lindenbrauerei vielfältig pulsierende Wirklichkeit.
Das bekennende Arbeiterkind Regina brachte zusammen, was selten freundlich zusammenkommt: Generationen-übergreifend Unnas Kulturszene, Ostpreußenlandsmannschaft, Schachverein, ADFC, Frauen-, Friedens- und Ökogrüppchen. Die gebürtige Sozialdemokratin, die in Unnas grüne Gründergeneration wechselte, prägte in der Linde überparteiliches Zusammenwirken. Charmant beim legendären Reich-an-Ranicki-Quiz im Wissenswettbewerb, aber vor allem im gemeinsamen Sichern und Weiterentwickeln des Projekts, baulich, finanziell und inhaltlich.
Die eingeborene Unnaerin wusste auch Talente für Team und Vorstand zusammenzufinden und deren Impulse aufzunehmen. Grüne erinnern sich gern an Claudia Keuchel in ihrer Rolle als moderierende Teufelin in der „Hölle Unna“, Frauen-, Ü-50- und diverse Discos, das Weihnachtsrockspektakel, Diskussionsrunden, Kochen für Freunde, Andy Koch-t, Vegan-Brunch…
Den Rio-Reiser-Platz konnte sie nicht durchsetzen. Die Rio-Reiser-Gasse 1 als Adresse für Unnas Soziokultur ist aber ihr Werk. Und so ankert auch der Rio-Reiser-Preis in Unna. Beim Ankerpunkt Lindenbrauerei der Route der Industriekultur, der als Autobahnschild nach Unna lockt, war Regina auch im Spiel.
Aber auch vor und nach der Lindenbrauerei wirkte Regina in ihrer Heimatstadt. Der Vater, Gewerkschafter und SPD-Ratsherr, prägte schon ihre Kindheit politisch. Falken und Mitmischen in Unnas zentralem Jugendzentrum brachten sie früh ins verantwortliche Tun. Kultur, Frauen und Frieden waren ihre Themen, die sie auch als Dozentin an der Jugendkunstschule engagiert betrieb. Aus dieser Zeit kann sie sehr lebendige Geschichten erzählen, auch von diversen Streitereien. Aber für Regina und Unnas Jugendzentrumsgeprägte brachte diese Zeit auch gegenseitiges Wertschätzen. Ihre Initiative „Arbeiterkind“, in der sie zusammen mit Rita Weissenberg Arbeiter*innen-Kindern in Gesellschaft und Politik mehr Stimme geben wollte, wurde leider durch Corona geblockt.
Parteipolitik hatte sich Regina Ranft als Geschäftsführerin der Lindenbrauerei verboten. Die Rentnerin Regina legte dann aber gleich freudvoll los. Erst als Kreissprecherin, dann nach dem Einrücken von 13 Grünen in den Stadtrat auch als Ortssprecherin. Gegen die allgemeine Scheu vor Verantwortungsübernahme steht Regina voll zu ihren Posten, auch wenn die Gesundheit ihr Grenzen setzt.
Grün dankt ihr herzlich für ihre engagierten, herzlichen und oft lauten Einsätze. Dass Regina ihre Herkunft als Auftrag lebt, hat Grün besonders nötig. Grün dankt besonders für diese erweiterte Politikkultur! Herzliche Glückwünsche, liebe Regina, zum 70. Geburtstag!
Hermann Strahl