Wir haben hier eine systematische Zusammenstellung von Maßnahmen zum Klimaschutz mit einer ausführlichen vorhergehenden Analyse. Herrn Heer sei gedankt für diese fundierte Arbeit. Viele der genannten Forderungen sind jedoch nicht neu, auch nicht der Stadt Unna.
Gudrun Bürhaus erinnert sich, dass z.B. schon vor rund 25 Jahren die Grünen im Unnaer Stadtrat ein Baulückenkatasters forderten, s. Seite 114. des Klimaschutzkonzeptes. Daraus wird deutlich wie dringlich und längst überfällig es ist, schon vor Jahrzehnten als sinnvoll erkennbare und geforderte Maßnahmen nun schnellstens umzusetzen. Gleiches gilt für die Anpassung der heute noch völlig autoorientieren Stellplatzordnung, die immer noch die Schaffung von dringend benötigten Wohnraum durch erklärtermaßen Bauwillige verhindert, dabei den Radverkehr aber weitestgehend übersieht. Hier sollte der Zeitplan durchaus ambitionierter sein – geplant ist das 4. Quartal 2023, s. S. 120 des Klimaschutzkonzeptes.
Weiterhin werden mehrere Projekte erwähnt, die bereits angelaufen sind – wie die Umrüstung auf eine energiesparende Straßenbeleuchtung, deren Fortsetzung selbstverständlich sein sollte, s. S. 122. Gleiches gilt für das -auf GAL-Antrag- vor Jahren eingerichtete Mobilitätsmanagement, s. S.143. Interessanter sind da schon die Überlegungen zu einem Bürgerbus, der sich in anderen Städten bewährt hat. Und müssten angesichts der kaum beeinflussbaren Autobahnbelastungen unsere Ambitionen in Unna nicht noch stärker sein? Der Wirkungsgrad der Maßnahmen wird in Energie- und Treibhausgaseinsparungen festgelegt. Dies beschreibt jedoch nicht alle Wirkungen der Maßnahmen. Die Umweltausschussvorsitzende Simone Hackenberg findet, dass z.B. Fassadenbegrünung oder Flächenentsiegelung (Schottergärten) zwar nur geringe Energie- und Treibhausgaseinsparungen bewirken, jedoch einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des (Stadt-) Klimas liefern (Kühlung, Kleinstbiotope).
Gleiches gilt für Car-Sharing, denn weniger Stellfläche benötigt auch weniger Versiegelung. Natürlich sind die Einflussmöglichkeiten eines Klimamanagers begrenzt. In vielen Bereichen, gerade im Verantwortungsbereich Mobilität und Stadtentwicklung, kommen wir in den letzten Jahren nur sehr schleppend voran. Die Zumutung z.B. vieler Alltagsradwege bewegt sich für Radfahrende zwischen den Polen Frechheit bis Lebensgefahr. Hier ist schnellstens Verbesserung nötig und zwar in der Realität, nicht nur in Ankündigungen. Taten wurden schon sehr oft versprochen, die Umsetzung allerdings lahmt. Ein wirksamer flächendeckender Schutz des Baumbestandes in dieser Stadt – angesichts der drohenden Überhitzung unseres Siedlungsgebietes auch eine Überlebensfrage – können wir hier nicht erkennen. Dieses ist jedoch angesichts der Siedlungsbereiche, die thermisch weniger günstig oder gar ungünstig eingeschätzt werden, s. S. 30, auch eine Frage der Bewohnbarkeit unserer Stadt insbesondere für Ältere, gesundheitlich Belastete und kleine Kinder.
Daher müssen wir in Klimaschutz investieren. Nicht nur unsere Ideen, sondern auch Geld, denn „im Falle eines ungebremsten Klimawandels im Jahr 2100, werden in Deutschland u. a. durch Reparaturen nach Stürmen oder Hochwässern sowie Mindereinnahmen der öffentlichen Hand mit Mehrkosten in Höhe von bis zu 2,5 % des Bruttoinlandsproduktes zu rechnen sein“ (Klimaschutzkonzept der Stadt Unna, 2022). Die verheerenden Hochwasser im Sommer 2021 haben gezeigt, dass unser Handeln, das für den Klimawandel verantwortlich ist, auch hier in Deutschland lebensbedrohlich ist. Wir sehen dieses Konzept als Auftakt, der in vielen Bereichen ergänzungswürdig ist. So sieht es auch der Bürgermeister, der in seinem Vorwort zu dem über 200 Seiten starken Klimaschutzkonzept schreibt: „Gleichzeitig gilt es, das hier Festgeschriebene vor dem Hintergrund sich ändernder Rahmenbedingungen stetig zu überprüfen und weiterzuentwickeln.“ Nur unter diesem Aspekt können wir zustimmen, bislang wurde schon sehr viel Zeit vertan. Der schreckliche Krieg in der Ukraine bringt nun noch ganz andere politische Rahmenbedingungen, die dieses Klimaschutzkonzept natürlich noch nicht berücksichtigen konnte. Mittlerweile haben sich wohl auch für diejenigen ganz neue „Sachzwänge“ ergeben, die bisher den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht federführend vorangetrieben haben. In diesem Sinne Zustimmung, damit wir endlich beginnen und nicht mehr nur unendlich diskutieren. Hoffnung ergibt sich aus der personellen Ausstattung mit unserem Klimamanager, damit vieles koordiniert werden kann. Wir hoffen, dass er auf die freundliche Unterstützung aller Verwaltungsbereiche zählen kann.
Simone Hackenberg
Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz
Gudrun Bürhaus
Ratsfrau und fossile Wissensträgerin noch aus GAL-Zeiten