Trotz der vielen offenen Fragen und offensichtlicher juristischer Unklarheiten wurden die vom Förderverein Kurpark Unna-Königsborn e.V. beantragten zwei Gradierwerke in der gestrigen Ratssitzung beschlossen.
Angesichts der vom Kurpark-Verein vorgelegten ungenauen und alten Pläne bleiben viele grundlegende Fragen gänzlich ungeklärt und Umweltaspekte völlig unberücksichtigt. „Je tiefer wir uns damit auseinandergesetzt hatten, desto mehr Fragen und Problemlagen sind für uns aufgetaucht“, so Claudia Keuchel, Fraktionsvorsitzende der Grünen, über das eingereichte „Konzept“.
Diese reichen von einem Lageplan, der weder konkrete Abmessungen benennt noch den Standort eindeutig festlegt, sondern großzügig und scheinbar willkürlich Gebäude ohne Maßstäbe platziert, wo heute altehrwürdige Bäume stehen, die Schatten und viel Sauerstoff spenden.
Ungeklärt und ohne Angaben sind die Folgekosten, Haftungsfragen oder der Denkmalschutz bei einem Umbau des Ensembles Friedrichsborn, bis hin zum totalen Ausblenden der sich aufzwängenden Umweltfragen in Königsborns grüner Oase. So stellt dieses riesige Bauvorhaben laut Simone Hackenberg, grünes Ratsmitglied und Vorsitzende des Umweltausschusses, eine weitere Versiegelung des ohnehin schon dicht bebauten Kurparks dar. Genauso unbeantwortet wie die Frage nach Ausgleichsflächen hierfür, ist auch, wie viele Bäume gefällt und wieviel freie Wiesenflächen vernichtet werden und
inwieweit gefährdetet Tierarten, die im Park heimisch sind, hiervon betroffen wären. Artenschutz? Fehlanzeige!
„Wollen wir wirklich diesen wertvollen alten Baumbestand verlieren?“ fügte Hackenberg ihren Ausführungen an.
„Grundsätzlich unterstützen wir dieses Vorhaben. Wir erwarten aber vom Verein konkretere Planungen“, merkte Sandro Wiggerich an und so fragen die Grünen sich ebenso wie Mitglieder anderer Fraktionen: „Warum nehmen wir uns nicht mindestens noch die nächsten vier Wochen Zeit?“.
„Wir können den Wunsch nach einem Gradierwerk in Erinnerung an das baukulturelle Erbe des ehemaligen Bad Königsborn nachvollziehen“ bekräftigt Claudia Keuchel. „Wir sehen aber in der Fläche direkt neben dem Ensemble Friedrichsborn den besseren Standort. Auch dort wäre Platz für ein gut 25 Meter langes Bauwerk und es ist sogar näher an der Historie und dem solebringenden Bohrloch. Wir appellieren nachdrücklich an die Verantwortlichen, diese Option zu planen!“.
Doch bis zur nächsten Ratssitzung wollte die Mehrheit der Ratsmitglieder aber nicht warten. Trotz der Unstimmigkeiten wurde unter Zeitdruck der Bau eilig beschlossen, aus Angst, die Bewilligung etwaiger Fördergelder mit dem bevorstehenden Landesregierungswechsel versäumen zu können. Diese Befürchtungen sind aber völlig unnötig, da etwaige Fördergelder vom Land NRW und der NRW Stiftung auch weiterhin fließen würden.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert weiterhin eine solide Projektplanung vor Beschlussfassung. Unseren Kompromissvorschlag zum Bau eines Gradierwerks am historischen Standort neben dem Friedrichsborn werden wir weiterverfolgen und betonen damit nochmal unsere Bereitschaft, den Impuls aus der Geschichte Königsborns aufzugreifen. Den Planungen die zur Zerstörung wertvoller ökologischer Flächen im Kurpark führen, haben wir gestern nicht zugestimmt.