Michael Schikowski fesselte die Zuhörer im gut-gefüllten SpontUN bei seiner Entdeckungsreise vom späten bis zum frühen Heinrich Böll. Der sich den Trends und dem Hochliteratentum verweigernde Literatur-Nobelpreisträger beschrieb nicht nur er mischte sich engagiert und einfühlsam ein.
Seine politischen Einlassungen zu den Zuständen und Entwicklungen der Bundesrepublik Deutschland sind untrennbar mit seinen großen Romanen verbunden. Schikowski las aus Bölls Romanen Billard um halb zehn (1959), Ansichten eines Clowns (1963), Gruppenbild mit Dame (1971) und schließlich Fürsorgliche Belagerung (1979) Ausschnitte zu den zentralen gesellschaftspolitischen Themen der Republik: Vergangenheitsbewältigung, Kirche, Presse und den deutschen Herbst.
Heinrich Bölls Bücher entstammen einer Zeit, in der man von der Wirkung der Literatur überzeugt war. Auf sie konnte man hoffen. Vor ihr wurde aber auch, vor allem was Böll anging, ganz ernsthaft gewarnt. Mit Heinrich Böll blicken wir in eine Zeit zurück, in der die Literatur noch geholfen hat, eben weil man davon überzeugt war, dass sie schaden konnte.
Auf die Ereignisse der Gegenwart reagierte Böll nicht nur thematisch, sondern auch mit veränderten Schreibweisen. Behutsam beschreibt er gebrochenen Schicksale, reine Helden sucht man bei ihm vergebens. Kirche, Staat, Wirtschaft offenbart er in ihren Verstrickungen.
Die meisten Hörer*innen hatten Böll vor Jahren zuletzt in der Hand gehabt. Schikowski hat Herzen und Hirne geweckt. Zumindest in Unna wird Böll sicher wiederentdeckt. Mehr zum Vortragenden
Der nächste Grüne Salon ist ein Besuch im Hellweg-Museum am 4. März!