Unna auf dem Abstellgleis

Beim Grünen Ratschlag „Öffentlicher Verkehr“ hörte die 13köpfige Runde am Montag wenig hoffnungsfrohe Botschaften. Anke Schneider, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Kreistagsfraktion und Grüne Fraktionsvorsitzende im Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, seit Jahren autofrei-lebend, und Oliver Stieglitz, langjähriger pro-bahn-NRW-Sprecher und Dortmunder Ratsmitglied, referierten den aktuellen Planungsstand für Bahn- und Busverkehr in und nach Unna. Hier die Stichworte:

  • RE11 (zügiger Zug Düsseldorf-Kassel) fährt nur noch bis zum 15.4. über Unna, dann wieder über Kamen.
  • RB59 (Hellwegbahn) ab Mitte 23 wird der Kopfbahnhof in Dortmund modernisiert. Bis Anfang 25 fährt nur jeder zweite Zug bis DO-Hbf, der andere nur bis nach Hörde.
  • Hönnetalbahn wird wenn Dachsbauschäden beseitigt sind auf zu ertüchtigendes Gleis 20 geleitet, weil Platz geschaffen werden muss für die Durchfahrt des ICE Sprinters.
  • ICE-Anschluß ist weiterhin auf keinen Fall in Sicht. Auch etwas mehr als der eine IC Frankfurt-Norddeich ist nicht geplant.
  • Ein Hoffnungszeichen: 2026 – zweiter direkter Zug nach Münster – Verlängerung ds RE13 (bisher Venlo-Münster) . Aber Bahnsteigkanten sind in Münster aber noch nicht umgebaut.
  • Der Viertelstundentakt im Ruhrgebiet bedient die S-4 in Unnas Bahnhof nur noch halbstündig, statt zwanzigminütlich. Königsborn ist nur eingleisig angebunden, da geht nicht mehr.
  • Große Gefahr für die Verkehrswende: Kein Personal, keine Gleise, der radikale Gleisabbau der Nachkriegsgeschichte, erlaubt wenig Umleitungen, aber auch neue Zugangebote werden teuer. Dass immer mehr Züge wegen Erkrankungen ausfallen, ist für Berufspendler Berufsrisiko.Nur beim Fernverkehr gibt es absehbar wenige Neubaustrecken, ansonsten wird es in den nächsten Jahren keine signifikanten Verbesserungen geben.
  • Immer noch unklar wann das 49 € Ticket kommt, wohl frühestens am 1. Mai. Zusätzlich ist für 29 € ein Fahrradticket in Planung. Wobei die Bahnexperten beim gegenwärtigen Zugangebot vor Radüberfüllungen warnten. Pendler wären in den Radstationen besser untergebracht. Davon hat der Kreis Unna die größte Dichte der Republik. Die Stadt Unna hat seit 8 Jahren die Pläne für Bahnhof Königsborn nicht umgesetzt. Lünern und Massen stehen auch an.
  • eezy NRW ist oft eine gute Fahrspar-Alternative, vor allem wenn man über Ecken fährt, aber nur für Handybesitzer nutzbar. Aber auch wenig bekannt. Mehr: https://eezy.nrw/de/

Bahnhofumbau in Unna

  • Die Pläne sind aber jetzt fertig. Mit Glück sind die Umsetzungsplanungen, inkl. Zugumleitungsplanungen bis 2025 fertig, damit gebaut werden kann und 2027 alles fertig wird. Aber Verspätungen gibt es beim Bau noch mehr als bei Zügen.
  • Treppenaufgang wird 18 Meter in die Breite gezogen.
  • Plan ist gut durchdacht (Der Plan wird besorgt und im SpontUN einsehbar)
  • Dachkonstruktion muss genau bleiben wie sie jetzt ist, wegen Denkmalschutz und das ist schön so!
  • Durchstich nach Königsborn ist nicht in der Planung. Es gibt warnende Stimmen, dass dieser Wunsch weitere Planungsrunden auslösen würde.
  • Kosten: 4-5 Millionen Euro, die Zahlen sind aber inoffiziell.Bei Gleis 4 zur S-Bahn soll die Rampe angepasst werden, damit sie nicht so steil ist, inklusive taktilem Streifen.
  • Sicherheitsgefühl: Umbau soll sehr hell werden, auch Überwachungskameras.

Die Diskussion war lebendig. Neben Zorn, dass durch das bewußte Einsparen des Aufzugs zum Gleis nach Münster (die Grün immer gefordert hatte) bei der letzten Bahnhofsrenovierung, jetzt die Kosten vervielfacht haben, gab es Unverständnis für das Schneckentempo bei der Realisierung jahrelanger Versprechen. Der Aufzug macht ja nicht nur für Behinderte die Züge zugänglich. Kinderwagen, Rollatoren und E-Bikes müssen oft um helfende Hände betteln, die sich aber erfreulich meist finden. Rollstuhltransporte, einen Tag vor Fahrtantritt anmelden zu müssen, ist eine deutliche Behinderten-Behinderung. Ein pflegender Angehöriger verzichtet auf manche Fahrt mit seiner Mutter.

Denkwürdig war, dass auch in der interessierten Runde viele Angebote nicht bekannt waren. Zum Beispiel, dass man in 23 Minuten mehrmals stündlich zum Bahnhof Kamen mit dem Schnellbus kommt und damit zu vielen zusätzlichen Anschlüssen. Oder auch dass, man mit einem Chip sämtliche Radstationen im Kreis öffnen kann, und dort sein Rad für 1€/Tag gesichert hat, wußten einige noch nicht.

Ärgerlich wäre es, wenn preiswerte Chancen, wie der mögliche Tunneldurchstich im Rahmen der Victoriaentwicklung, durch Bahnbürokratie wieder verplempert würden. „Auch hier müssen wir der Bahn wieder mehr Dampf machen!“ Hermann Strahl war dabei als Unnas ADFC in den frühen 90ern mit einer Bauhelmaktion Unnas marodes Bahnhofsdach landesweit bekannt machte. Die Sanierungsarbeiten begannen ein Jahr später.

Selbstkritisch stellte die Runde fest, dass Auto- und Fahrradthemen in Regierungen und Stadtrat deutlich höher gehandelt werden als Bahn und Bus. Auch wenn die Kompetenzen nur wenig in den Kommunen liegen, müssen hier Probleme und Kenntnisse gebündelt eingespielt werden. Carsten Hellmann, Unnas Grüner Fraktionsgeschäftsführer läßt derzeit die Verwaltung klären, warum seit Monaten die Bildschirme mit den Bahn- und Busanzeigen nichts anzeigen. Nachdem sie vor Jahren auf Grüne Anregungeingerichtet wurden, war Winterwarten wärmer!

Die Grüne Mobilitäts AG trifft sich am 6. Februar um 19 Uhr wieder im SpontUN. Sie braucht Mitwirkende, um Unna vom Abstellgleis zu schieben! Übrigens gibt es im Grünen Wartesaal für eine Verkehrswende meist auch freundliche Kalorien…

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